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1. GESCHICHTE DER TABAKPLAGE

"Tabak als subtropische Pflanze hat seine botanische Heimat in den Antillengebieten Westindiens und den westlicher gelegenen Festlandsgebieten Zentral- und Mittelamerikas. [S. 10]
Tabak wurde indes nicht nur geraucht, sondern auch geschnupft, gekaut und getrunken. [S. 13]
Als am 12. Oktober 1492 Christoph Columbus mit seinen Schiffen auf den Bahama-Inseln Guanahani, die heute San Salvador heißt, landete, hörten die Europäer erstmals das Wort Tabago - womit die Indianer allerdings nicht die Pflanze, sondern das Rauchrohr bezeichneten. [S. 13]
Rodrigo de Jerez mußte die zweifelhafte Ehre, als erster Tabakraucher Europas in die überlieferte Geschichte einzugehen, teuer bezahlen. Als Seefahrer auf den Schiffen von Christoph Columbus 1493 von Amerika heimgekehrt, zog er mit einer aus Tabakblättern gerollten Zigarre aus Mund und Nase qualmend durch seine Heimatstadt Ayamonte im Süden Spaniens. Die vom örtlichen Priester alarmierten Vertreter der heiligen Inquisition wähnten ihn prompt als vom Teufel besessen: Der Satan blase dem Heimkehrer aus unchristlichen Weltgegenden den Höllenrauch aus Mund und Nase, befanden sie. De Jerez wurde für zehn Jahre eingekerkert und gewöhnte sich dort notgedrungen ab, was in seiner Haftzeit zur Gewohnheit vieler seiner Landsleute wurde." [S. 16-17]1
Hier hat die Inquisition, die die heutige Geschichtsschreibung in ein ausschließlich negatives Licht rückt, allerdings etwas durchaus Sinnvolles getan. Das Bild vom qualmenden Teufel ist sicher vom Wesen her zutreffend. Die damaligen Vorstellungen kamen der Wirklichkeit auf jeden Fall näher als das völlig absurde Bild von Freiheit und Abenteuer, das uns heute von der Zigarettenwerbung suggeriert wird.
[...]

"Vermittelt über die Spanier und Portugiesen gelangte es [das Tabakrauchen, F. W.] zu Anfang des 17. Jahrhunderts nach Afrika, noch im 16. Jahrhundert auf die Philippinen, um 1600 nach Japan, China, um 1620 nach Korea und Neuguinea und im Lauf des 17. Jahrhunderts in die Mongolei, nach Tibet, Turkestan, Sibirien, Alaska und zu den Eskimos. Um 1590 beginnt das Rauchen in England und Holland. [...]
Die Einschätzung des Tabaks schwankte zwischen einem medizinischen Allheilmittel und einer gefährlichen, vor allem feuergefährlichen Droge. Die Tabakverbote, die vor allem im frühen 17. Jahrhundert in vielen Regionen und Ländern verordnet wurden, in England wie in Rußland, in der Türkei oder in Österreich, waren vor allem moralisch und feuerpolizeilich motiviert. Gesundheitliche Aspekte hingegen spielten in der Bekämpfung des Tabakkonsums bis ins frühe 20. Jahrhundert kaum eine Rolle."2

"Der türkische Sultan Murad IV. ließ sie köpfen, Zar Romanow verordnete den Galgen, und der Schah von Persien schickte sie auf den Scheiterhaufen [...]: Anti-Raucher-Maßnahmen im 17. und 18. Jahrhundert. Auch Friedrich der Große hatte einst das Rauchen per Dekret verboten."3

"Erst um 1600 fand der Tabak in England in Gestalt des Pfeifenrauchens Verbreitung. [...] Von England führte sich der Brauch in Nordeuropa und Deutschland ein, vor allem im dreißigjährigen Krieg, während europäische Seeleute das Rauchen auch nach Ostasien brachten. [...] Der erste Weltkrieg führte zur Verbreitung des Zigarettenrauchens unter den Männern, im zweiten Weltkrieg machten auch die Frauen ausgedehnt damit Bekanntschaft. Die technischen Fortschritte der Massenherstellung begünstigten diese Entwicklung."4

"Tabak wurde zunächst medizinisch empfohlen! 1761 und 1795 tauchten erste kritische Beobachtungen in der medizinischen Literatur auf, und erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein zunehmendes Problembewußtsein. 1939 gab es erste wissenschaftliche Belege für einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs, ab 1950 großangelegte Studien."5


[1]

PRECHT/BAUMGARTNER: Tabak, S.10/13/16-17

[2]

Die lasterhafte Panazee, S. 15

[3]

NATUR 6/93, S. 24

[4]

MÜNCH. MED. WSCHR. 119 (1977) Nr. 11., S. 9: TRENDELENBURG: Rauch bleibt Rauch

[5]

ÄRZTLICHER ARBEITSKREIS RAUCHEN UND GESUNDHEIT IN ECHING: Folien für Vorträge, Nr. 1

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