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2. ÖKOLOGISCHE FOLGEN DES TABAKKONSUMS


2.1 FOLGEN DES TABAKANBAUS

Die Haupttabakanbaugebiete sind Afrika, Amerika (Mittel- und Südamerika, USA), Asien, China, Indien und Südeuropa. Tabak wird aber auch in Deutschland angebaut. Der Anbau führt zu katastrophalen ökologischen Schäden, insbesondere in tropischen Gebieten.

"Er [der Tabak, F. W.] macht nicht nur die Konsumenten, deren Angehörige, Nachkommen und Haustiere krank bis hin zum Tod, sondern vernichtet auch Urwälder, Landschaften und damit die Natur. Und er entzieht vielen Menschen die Nahrung. [...]
Denn in der Dritten Welt entwickelte sich der Tabakanbau zum Wälder verschlingenden Moloch. 'Die Bauern holzen ein Gebiet ab, auf dem dann für zwei Ernten Tabak angebaut werden kann. Danach ziehen sie weiter auf neues Land.' erklärt der Forstexperte Aaron Mgeni von der tansanischen Sokoine-Universität. Eine Zeitlang bringt der Tabak mehr ein als andere Feldfrüchte. Dafür laugt er den Boden weit schneller aus und verbraucht das Holz in weitem Umkreis. Doch fatal für den Regenwald ist nicht nur die Rodung für den Anbau des Tabaks selbst, sondern auch für dessen Weiterverarbeitung.
Damit die grünen Blätter braun und aromatisch werden, müssen sie bei Temperaturen von 70 Grad fermentieren. Während die Industrieländer Öl- und Gasfeuerung nutzen, fallen in den Entwicklungsländern dafür ganze Wälder. In Pakistan wurden bis zu 1,5 Millionen Kubikmeter Holz pro Jahr für die Produktion von Glimmstengeln verfeuert. Auch Thailand, Indien, Brasilien und die Philippinen opferten große Waldgebiete für den blauen Dunst. Weil der frisch geerntete Tabak eine Woche über Tropenholzfeuern trocknet, reiche ein Baum gerade für 300 Zigaretten, errechnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Weltbank ermittelte, daß für Tabak weltweit 82,5 Millionen Kubikmeter Holz pro Jahr verbrennen.
[...] Doch der Raubbau am Tropenwald läßt die Tabakbarone kalt. Sie planen sogar, den Anbau gerade in der Dritten Welt auszuweiten. [...] Läßt sich ein Markt nicht mit ökonomischen Methoden erobern, bedienen sich die Tabakkonzerne willfähriger Politiker."6

"Für die meisten Länder der 'Dritten Welt' kostet die Tabakwirtschaft unter dem Strich Devisen. [...] 'Wir sagen oft, Tabak sei ein großartiger Devisenbringer. Aber angesichts unseres Produktionsniveaus tendiert der Devisengewinn aus der Tabakwirtschaft - wenn wir all das, was wir importieren und in der Fremdwährung bezahlen müssen, mit einbeziehen - gegen Null', stellt Hugh McEnery fest, der Generaldirektor des Tobacco Board of Zambia. [S. 77]
Wer Zigaretten raucht, verbrennt nicht nur Tabak. In Rauch geht auch das Brennholz auf, das zum Trocknen des Tabaks verheizt werden mußte. Etwa 45 Prozent der Tabakwelternte wird in holzbeheizten Schuppen getrocknet, wofür nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr 2,5 Millionen Hektar Wald kahlgeschlagen werden. Das ist mehr als die doppelte Waldfläche der Schweiz und entspricht 12 Prozent der 18 bis 25 Millionen Hektar, die laut US-Umweltbericht 'Global 2000' Jahr für Jahr zwecks Holz- oder Agrarlandgewinnung abgeholzt werden.
Der Anbau von Tabak spielt eine wesentliche Rolle bei der globalen Waldzerstörung, des vielleicht zentralsten ökologischen Problems der Gegenwart. [S. 80]
Rund 150 Pestizide sind im Tabakanbau im Einsatz, bis zu 16 Pestizidbehandlungen pro Ernteperiode die Regel. Tabak gehört damit zu den pestizidintensivsten Kulturpflanzen überhaupt. In der 'Dritten Welt' sind nicht nur hochgiftige Phosphatsäure-Esther gebräuchlich - die 1986 den Rhein bei Basel vorübergehend in einen toten Fluß verwandelten -, sondern auch langlebige Kohlenwasserstoffe, darunter Chemikalien, die in den Industrieländern schon vor Jahren aus dem Verkehr gezogen werden mußten: etwa die Insektenkiller DDT, Lindan oder Aldrin. [...] Nach vorsichtigen Schätzungen ereignen sich in der 'Dritten Welt' in allen Pflanzenkulturen beim Pestizideinsatz jährlich um die 750 000 Vergiftungsunfälle, von denen etwa 14 000 tödlich enden." [S. 81]7

"Im Gefolge mit Tabakanbau finden wir verarmte Plantagenarbeiter und Pestizidvergiftungen, fehlgesteuerte Wirtschaft, ausgelaugte Böden, abgeholzte Wälder, Erosion.
Der Tabakanbau frißt buchstäblich Bäume in Gestalt von Feuerholz. Über sieben Millionen Tonnen Tabakblätter werden weltweit im Jahr geerntet. Rauchern geht es beim Kauf der Zigaretten meist um den 'rauchigen Geschmack'. Der aber entsteht, indem die Blätter etwa eine Woche lang über offenem Holzfeuer geräuchert werden. Knapp die Hälfte des Tabaks trocknet nicht an der Sonne, sondern in der Feuerhitze.
Für die Trocknung des Tabaks wird das Holz von mindestens 1,2 Millionen Hektar Wald pro Jahr verbraucht. Damit ist die Tabakindustrie der zweitwichtigste Verbraucher von Brennholz.
Feuerholz von einer anderthalb bis drei Hektar großen Fläche Savanne oder tropischen Waldes wird, so Schätzungen, pro Tonne Tabak verbraucht."8

"'Wenn ihr im Westen vom Tabak redet, denkt ihr an die Gefahr für eure Gesundheit. Wir hier in der 3. Welt denken zuerst an den Schaden für unser Land.' Das sagt ein Offizieller des Mahaweli Projekts in Sri Lanka. Der Tabakkonzern BAT hat hier die Bauern veranlaßt, Bäume zu fällen und je einen halben Hektar Tabak anzupflanzen. Der geerntete Tabak muß gebeizt, daß heißt mit Holzfeuer getrocknet werden. Und wieder müssen Bäume gefällt werden.
Viele der einst dicht bewaldeten Hügel des Mahaweli-Tals sind jetzt fast kahl. Der heftige Regen wäscht die Erde in den Fluß. Diese Erfahrung machen Kleinbauern in Asien, Afrika und Lateinamerika, die bei den sieben großen Tabakkonzernen unter Vertrag stehen. Tabak ist eine Planze, die den Boden auslaugt, ihm mehr Nährstoff entzieht als andere Kulturpflanzen. Aber das Hauptproblem ist das Feuerholz. 'In ganz Andhra Pradesh', schreibt Praful Bidwal in The Times of India, 'kann man kaum einen Baum sehen, der mehr als eineinhalb Meter hoch ist. Im Gunter Distrikt, wo Indien zuerst Tabak anbaute, sind 200.000 Hektar Ödland geworden, wo nichts mehr wächst.' Solche Folgen findet man auch in Brasilien und in insgesamt an die 100 Ländern, wo Tabak kultiviert wird. Tabak nimmt Land für Lebensmittel und, wenn nach einigen Jahren der Tabakanbau beendet wird, ist das Land endgültig nicht mehr zu gebrauchen. Der Verlust an Nährstoffen ist zu groß. So vagabundiert die Tabakindustrie in den Ländern der 3. Welt herum und überredet immer neue Kleinbauern zum Tabakanbau. Ein paar Jahre ist das ein Geschäft, dann zieht die Industrie weiter auf der Suche nach ahnungslosen, abhängigen Opfern. [...]
J. Boesen schätzt, daß für eine Tonne Tabak etwa das Holz von 2 bis 3 Hektar gebraucht wird. Das wären 5 Millionen Hektar Bäume jedes Jahr. Andere Schätzungen gehen von einem geringeren Holzbedarf aus und kommen auf 1,2 Millionen Hektar. Damit ist der Brennholzverbrauch für Tabak der zweitgrößte nach dem Essenkochen in der 3. Welt. Und der Bedarf kann längst nicht mehr gedeckt werden. So schielt die Tabakindustrie nach geschützten Wäldern und Nationalparks. Schon jetzt soll Holz in geschützten Wäldern geschlagen werden, und BAT soll in Kenia sogar um Abholzungsgenehmigung am Nationalheiligtum, dem Mount Kenia, nachsuchen. Auf Anfrage der 'Regenwälder Information' wurde das auch nicht dementiert."9

Halten Sie sich fest, jetzt kommt der absolute Hammer: Laut PUBLIK FORUM10 könnte die Weltbevölkerung von den derzeit für den Tabakanbau reservierten fünf Millionen Hektar Ackerfläche ein halbes Jahr ernährt werden, würde hier Getreide statt Tabak angebaut. Jetzt sagen Sie mir bitte, ist es nicht ein Verbrechen - angesichts des Hungers in der Welt - wertvolle Anbaufläche für den Anbau einer Todesdroge zu verschwenden, nur damit einige Halbverrückte einer perversen und gemeingefährlichen Sucht frönen können?

Dieser Drogenindustrie ist endlich das schändliche Handwerk zu legen, und die Natur ist zu schützen, deshalb:

Tabakplantagen zu Biotopen!

Laut Nichtraucher-Info11 fördert die EU den Tabakanbau mit rund 2,5 Milliarden DM [1,25 Milliarden Euro] im Jahr.
Kommentar von Birgit Kübler vom 20.12.1996 in einem Leserbrief an den WDR: "Gen-Mais und Subventionen für den Tabakanbau: Leider sind es keine April-Scherze, sondern Diktatur der Lobbyistenvertreter aus Brüssel. [...] Wie lange lassen wir uns derartige Verrücktheiten eines Mafia-Komplotts gefallen?"

Die DEUTSCHE WELTHUNGERHILFE förderte den Tabakanbau12 und half damit, den Hunger in der Welt zu mehren. Also bitte, keine Spendenmark an derartige Organisationen!


[6]

NATUR, 6/93, S. 24ff; ODENWALD: Wie der Regenwald im blauen Dunst aufgeht

[7]

PRECHT/BAUMGARTNER: Tabak, S. 77-81

[8]

REGENWALD REPORT 4/92; entnommen einem Informationsblatt vom NICHTRAUCHERBUND BERLIN

[9]

REGENWÄLDER ZEITUNG, 2. Vierteljahr 1988, S. 13; Tabak - eine verwüstende Sache; Sonderdruck

[10]

Nr. 11 vom 14.06.1996

[11]

Nr. 17 - I/95, S. 26

[12]

NICHTRAUCHER-INFO Nr. 18 - II/95, S. 26


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